Hallo, Timo,
schön, mal wieder was von Dir zu lesen!
Nicht übel nehmen: an der Abstimmung nehme ich nicht teil. Wieso das?
Sprache hat sich immer schon geändert. Wollten wir uns heute noch im Idiom des Mittelalters unterhalten, wäre die "geile Braut" immer noch die "holde Maid" oder so. Die Frage, ob Änderung sein soll oder nicht, erübrigt sich - Änderung ist ein stetiger Prozess, und sie kommt, ob wir mögen oder nicht. Wie die Änderung dann tatsächlich aussieht - wer weiß?
Was sich jedoch derzeit ganz massiv zeigt, ist das Tempo, in dem sich Änderungen ergeben - und auch eine gewisse Rücksichtslosigkeit, mit der Diejenigen, die diese Änderungen anwenden, ihren Mitmenschen gegenüber treten. Von der "Maid" zur "Tusse" dauerte es immerhin Jahrhunderte. Das ist ein Punkt.
Der andere Aspekt ist aus meiner Sicht die Oberflächlichkeit, die sich hinter dem Sprachgebrauch verbirgt. Wenn mir jemand "yolo" sagt (dank Dir weiß ich jetzt, dass das "egal" heißen soll): ist diesem Menchen das Leben (sein einziges, wohlgemerkt) egal? Oder was will er mir mit dieser Aussage zum Besten geben?
Gerade das Letztgenannte stößt bei mir auf Unverständnis - mehr als die Sprache, die mir nichts oder nur wenig sagen kann und will.
Und am Rande: ich bin vor 6 Jahren nach Köln gezogen. Den alten Heimatdialekt habe ich nie gelernt. Hier bewege ich mich in der Stadt und verstehe die Menschen um mich herum bisweilen nicht. In der Stadtbahn bin ich umgeben von "Migranten", die sich in den Sprachen ihren jeweiligen Heimat unterhalten, gerate ich unter waschechte, alte Kölner, ist mir auch deren Dialekt in weiten Teilen ein Rätsel. Nun kommen Jugendliche hinzu, die dem Durcheinander eine eigene Sprache aufdrücken. Gott befohlen. Aber wenn sich jemand mit mir unterhalten will, möge er das bitte in einer Weise tun, dass ich ihn verstehen kann. Ansonsten bleibt er stehen in meiner Welt. Dann kann er labern, soviel er möchte. Und wie.
Weißt Du was? Ich hätte auswandern sollen. Die Amtssprache meines Wunschlandes beherrsche ich wenigstens. Und die lassen niemanden einwandern, bei dem das nicht der Fall ist. Wenigstens in der Bahn wäre dann das Stimmengewirr überschaubarer.